Treguennec – Plonéour-Lanvern – Quimper – Guilvinec
Unser Sommerurlaub führte uns in die wilde und gleichzeitig stille Schönheit der südlichen Bretagne – genauer gesagt nach Tréguennec, einem kleinen Ort an der rauen Atlantikküste, der mehr Geschichten in sich trägt, als man auf den ersten Blick vermutet. Eingebettet in die Region Plonéour-Lanvern mit seinen weiten Feldern, verschlungenen Wegen und der allgegenwärtigen Brise des Meeres, war dies der perfekte Ort zum Runterkommen – und zum Eintauchen in Geschichte, Literatur und Kulinarik.
Tréguennec – Geschichte im Sand
Auf den ersten Blick wirkt Tréguennec wie ein verschlafenes Nest zwischen Meer und Wiese. Doch wer mit offenen Augen reist, stößt hier schnell auf die Überreste der Zweiten Weltkriegs-Geschichte: eine alte Brecheranlage mitten in den Dünen – ein Relikt des Atlantikwalls, errichtet von der Wehrmacht zur Produktion von Beton für Bunker und Küstenbefestigungen. Surreal, wie diese Ruine nun fast romantisch überwachsen im Sand ruht und Mahnmal zugleich ist.
Heute bietet der Ort viel mehr als nur Geschichte: Rise Up Surfing und La Torche Surfing bringen die wilde Energie der Atlantikbrandung in Einklang mit entspannter Surfkultur. Wer das erste Mal auf dem Board steht oder einfach nur zuschauen will, wie Wellen geritten werden, ist hier genau richtig.
Auf dem Weg zur Surfschule ist ein Stopp bei der La Carlotta Food Caravan Pflicht. Die bunt bemalte Karawane serviert köstliches Streetfood – unkompliziert, kreativ und herrlich entspannt. 25 Minuten weiter nördlich: die Bar Les Côtiers, ein Treffpunkt aus Surf, Musik und Lebensfreude. Wechselnde Foodtrucks, ein stets freundliches Team und die Atmosphäre irgendwo zwischen Beachparty und Dorfplatz machen diesen Ort zu einem unserer liebsten Anlaufpunkte.
Literarische Wellen mit Kommissar Dupin
Zwischen Surf, Spaziergängen und Sonnenuntergängen hatte ich endlich Zeit, in die berühmte Kommissar-Dupin-Reihe von Jean-Luc Bannalec einzutauchen – und zwar mit einer Geschwindigkeit, die selbst Kommissar Dupin in seiner bretonischen Gelassenheit überrascht hätte. Die Romane, oft in der Nähe von Concarneau und Pont-Aven angesiedelt, haben nicht nur meine Fantasie, sondern auch meinen Appetit angeregt.
Besonders die Beschreibung der bretonischen Küche ließ mir immer wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen – so kam es, dass ich mich an Palourdes wagte: kleine Muscheln, ähnlich wie Venusmuscheln, mit einem intensiven, leicht nussigen Geschmack. Ich war begeistert! Eine echte kulinarische Entdeckung – zart, salzig, eigen.
Quimper – Kultur, Kathedrale & korsische Küche
Ein Tagesausflug führte uns in das wunderschöne Quimper, die historische Hauptstadt des Finistère. Mit ihren mittelalterlichen Gassen, der imposanten Kathedrale Saint-Corentin und einer Altstadt, die wie aus der Zeit gefallen scheint, ist Quimper ein absolutes Muss. Die Fachwerkhäuser mit ihren bunten Fensterläden, die kleinen Boutiquen, und nicht zuletzt die zahlreichen Buchhandlungen laden zum Verweilen ein.
Doch wie so oft in Frankreich, kam der Hunger gegen 15 Uhr – zu einer Zeit, in der fast alle Restaurants geschlossen haben. Und hier kam unsere Rettung: das korsische Restaurant Aux Saveurs Corses (auxsaveurscorses.bzh). Ein echter Glücksgriff! Der herzliche Gastgeber – ein echter Südkorse mit viel Charme – zauberte uns in dieser gastronomischen Zwischenzeit ein köstliches Menü. Feine Wurst, korsischer Käse, würzige Terrinen, duftender Rosé – wir waren glücklich, satt und von der Stimmung beseelt.
Guilvinec – Hummer & Horizont
Für Liebhaber von Meeresfrüchten ist ein Ausflug ins Fischerdorf Guilvinec ein echtes Highlight. Besonders das Restaurant An Atoll ist eine Empfehlung für alle, die sich gern an Hummer erfreuen – fangfrisch, perfekt zubereitet und in einem Ambiente, das sowohl maritim als auch entspannt ist.
Die Fischmärkte am Hafen, das Einlaufen der Boote bei Sonnenuntergang – Guilvinec hat diesen authentischen Charme eines Ortes, der vom Meer lebt und damit auch seine Gäste reich beschenkt.
Die Südliche Bretagne – ein Fest für alle Sinne
Unser Urlaub in Tréguennec und Umgebung war eine gelungene Mischung aus Natur, Geschichte, Literatur, Surfspirit und genussvoller Entdeckung. Die Bretagne hat nicht nur beeindruckende Landschaften und raue Schönheit zu bieten, sondern auch eine Küche, die überrascht und begeistert. Und ja – ich werde die Palourdes vermissen. Aber zum Glück gibt es Kommissar Dupin, der mich beim nächsten Lesen wieder dorthin träumen lässt.